Veranstaltungen

7. Juni 2016 │ Magdeburg

Norbert-Forum am 7. Juni 2016 in der Universitätskirche St. Petri Magdeburg

Am 7. Juni lud die Europäische St.-Norbert-Stiftung zu einem Forum zum Thema „Regionalität und Religiosität - Was können Kirche und Wirtschaft aus der Region und ihrer Geschichte schöpfen?“ in die Universitätskirche St. Petri ein. Das Norbert-Forum hatte zum Ziel, unter diesem Thema mögliche synergetische Zusammenhänge aufzuzeigen. Hintergrund ist, dass die Stiftung und der Prämonstratenserkonvent Magdeburg demnächst ein in der Nachbarschaft der Kirche befindliches Grundstück an der Stadtmauer umgestalten und teilweise auch selbst beziehen werden. Alle Anlieger des Grundstücks haben den festen Willen zu einer ökumenischen Zusammenarbeit. Was das für die Gestaltung des Quartiers künftig bedeuten kann, wurde in dem Forum grundlegend bedacht. Nach kurzen Impulsreferaten diskutierten die Referenten Christiane Underberg (Unternehmerin und Kuratorin), Dr. Lydia Hüskens (Historikerin / Politikerin und Vorstandsmitglied), Abt Albert Dölken O.Praem (Kuratoriumsvorsitzender), Pater Prof. Dr. Clemens Dölken O.Praem (Vorstandsvorsitzender) und Prof. Dr. Mathias Tullner (Historiker) angeregt und stellten heraus, dass Kirche und Wirtschaft sehr viel von einer der Kirche nahe stehenden und geschichtsträchtigen Region profitieren können.

Podium Norbert-Forum 7. Juni 2016

Das Podium bestehend aus (von links): Pater Prof. Dr. Clemens Dölken O.Praem., Abt Albert Dölken O.Praem., Christiane Underberg, Dr. Lydia Hüskens und Prof. Dr. Mathias Tullner

Umgekehrt ist auch eine religiöse Vergangenheit für die Entwicklung einer Region – sowohl kulturell als auch wirtschaftlich – von Bedeutung. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen religiösen, wie bspw. der Gegend um den Niederrhein, und weniger religiösen Landschaften, wie hier in Magdeburg und Umland. 

Abt Albert und Auditorium 7. Juni 2016

Abt Albert Dölken O.Praem. und Auditorium

Die Referenten betonten, wie schwierig es ist, in einer recht unreligiösen Region wie in Sachsen-Anhalt den Menschen den Glauben näher zu bringen, und verwiesen auf die Erfolge der letzten Jahre. In diesem Kontext wird die Umgestaltung des Grundstücks in Nachbarschaft der Universitätskirche St. Petri in ökumenischer Zusammenarbeit einen erheblichen Beitrag zum religiösen und auch interreligiösen Dialog leisten und den Bewohnern Magdeburgs und der Umgebung einen kulturellen und gleichzeitig langfristig auch wirtschaftlichen Mehrwert stiften. Auch Publikumsfragen des in großer Zahl erschienenen Auditoriums wurden ausgiebig von den Referenten beantwortet. Im Anschluss an das Forum gab es noch Gelegenheit zu weiterem Austausch bei einem geselligen Beisammensein mit rustikalen Speisen und Getränke sowie einer Besichtigung des anliegenden Grundstücks und der benachbarten Wallonerkirche. 

21. September 2015 │ Magdeburg

Hintergrundgespräch „,ich will Euch geben, was recht ist’ (Mt 20,4) – 250 Tage Mindestlohn – Wer hatte Recht?“ am 21. September 2015 im Rahmen der „Magdeburger Gespräche“


Von links: RA Cornell Witte (Ansprechpartner IHK), RD Oliver Pampel-Jabrane (Bundesfinanzdirektion Mitte), Klaus Skalitz (Caritasverband für das Bistum Magdeburg e.V.), Dr. Reinhard Grütz (Kath. Akademie des Bistums Magdeburg), Prof. Dr. Clemens Dölken O.Praem. (Eur. St.-Norbert-Stiftung), Prof. Dr. Joachim Weimann (OvGU Magdeburg), Peter von Pokrzywnicki (BKU DV Magdeburg)

Im Rahmen der „Magdeburger Gespräche“ fand am 21. September 2015 in Kooperation des BKU DV Magdeburgs, der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg sowie der Europäischen St.-Norbert-Stiftung ein Hintergrundgespräch zum Thema „,ich will Euch geben, was recht ist’ (Mt 20,4) – 250 Tage Mindestlohn – Wer hatte Recht?“ im Roncalli-Haus Magdeburg statt. Absicht des Abends war es, verschiedene Perspektiven darzustellen, die die aktuellen Erfahrungen mit dem Mindestlohn sowie die gegenwärtige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt aufzeigen. Um multiperspektiv Erfahrungen auszutauschen, wurden vier Referenten aus der Wissenschaft (OvGU Magdeburg), der Wirtschaft (IHK Magdeburg), der Caritas sowie dem staatlichen Bereich (Bundesfinanzdirektion) eingeladen. Mit interessierten Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik und Kirche wurde die sozialpolitische Sichtweise der Einführung eines menschenwürdigen und existenzsichernden Familieneinkommens sowie die ökonomische Perspektive eines beschäftigungssichernden Marktlohnes (Vollbeschäftigung) mit der Einführung des Mindestlohnes in kompakter Form analysiert.

Der erste Referent Prof. Dr. Joachim Weimann, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Otto-von-Guericke-Universität, erläuterte anhand der Entwicklung aktueller Arbeitslosenzahlen einzelner Sektoren, wie diese sich seit der Hartz-IV-Reformen bis hin zur Einführung des Mindestlohnes veränderten. Zwar haben sich die Hartz-IV-Reformen positiv ausgewirkt, jedoch scheint sich seit der Einführung des Mindestlohnes dieser Trend umzukehren. Die Zahl der Minijobs sei eindeutig eingebrochen – im Osten stärker als im Westen – und der seitens der Politik erhoffte Zuwachs bei den Vollzeitjobs fällt gering aus. Dazu sind de Arbeitskosten in den einzelnen Arbeitssegmenten, insbesondere im gering qualifizierten Sektor, massiv gestiegen. Es stellt sich die Frage, wie Arbeitgeber diesen Kostenanstieg weitergeben können. Prof. Weimann zog sein Fazit, dass die Mindestlohnwirkung bis jetzt kaum sicher anzugeben ist. Man geht davon aus, dass es zu Arbeitsplatzverlusten in den relevanten Teilbereichen kommt.

Als Vertreter für die IHK Magdeburg referierte Cornell Witte, Rechtsanwalt und bei der IHK Referent für die Rechtsgebiete des gesamten IHK-, Wirtschafts- und Verwaltungsprozessrechts. Die IHK zeigte sich seit Beginn der Diskussion um die Einführung des Mindestlohnes skeptisch wegen der Dokumentationspflichten. Die Anzahl der Rechtsberatungen der Unternehmen sind enorm angestiegen. Die Konsequenzen seit der Einführung des Mindestlohnes sind schwer zu messen; es gibt Horrormeldungen aus der Gastronomie, wo viele Minijobs entfallen und dafür Selbständigkeit zunimmt. Praktikumsverhältnisse, die zudem noch klarer definiert werden müssen, sind auch inakzeptable Lösungen. Die Unternehmen bemängeln fehlende Flexibilität. Laut einer Umfrage aus einem anderen IHK-Gebiet sieht eine große Anzahl der Unternehmer keine andere Möglichkeit die zusätzlichen Kosten zu kompensieren als durch das Umlegen der Kosten auf den Kunden. Weitere angegebene langfristige Folgen reichen von der Reduzierung der Arbeitsstunden der Mitarbeiter über Verringerung von Investitionen bis hin zum schlussendlichen Stellenabbau. Für RA Cornell Witte sind der Mindestlohn und seine Folgen in den Unternehmen angekommen. Noch zögern die Unternehmer die Mitarbeiter zu entlassen und suchen Lösungsmöglichkeiten diese zu halten. Das prognostizierte Entlassungsmodell ist aktuell an den veröffentlichten Zahlen noch nicht ablesbar. Für einige Branchen, insbesondere dort, wo Akkordlohn gezahlt wird, werde es zukünftig besonders schwierig werden.

RD Oliver Pampel-Jabrane, Referatsleiter RF 2 der Bundesfinanzdirektion Mitte, stellte in seiner Präsentation die ersten aktuellen Erfahrungen mit dem Mindestlohn aus den Prüfungen durch den Zoll dar. Nach einer Vorstellung der Arbeitsweise sowie der Prüfrechte und der Ermittlungsarbeit des Zolls, fokussierte er seine Ausführungen auf die Haupt- und Nebenpflichten, die der Unternehmer seit der Einführung des Mindestlohnes zu erfüllen hat. Als Hauptpflicht ist die Zahlung des Mindestlohnes zu gewährleisten, die Nebenpflichten umfassen die Aufzeichnungs-, Melde-, Bereitstellungs- und Aufbewahrungsplicht. Je nach Schwere der Verstöße gegen die Pflichten werden Geldbußen verhängt oder sogar strafrechtliche Maßnahmen wie Freiheitsstrafe bis zu 10 Jahren vollzogen. Derzeitige Aufgabenschwerpunkte sind aber vor allem Information und Beratung von Unternehmen. Durch die Einführung des Mindestlohnes wurden folglich vor allem die Dokumentationspflichten ausgeweitet. Gemäß den Ausführungen des Referenten ist aktuell kein signifikanter Anstieg der Zahlen von Schwarzarbeit zu verzeichnen. Die Anzahl der laufenden Verfahren wegen Verstöße gegen das Mindestlohngesetz ist im überschaubaren Bereich. RD Pampel-Jabrane wies daraufhin hin, dass die Schwierigkeiten eher bei der Einhaltung der Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten seitens der Unternehmer liegen, welches zu einem erheblichen Anstieg der Verwaltungsarbeit führt.

Der Direktor des Caritasverbands für das Bistum Magdeburg e.V. Klaus Skalitz führte in seinem Vortrag zunächst aus, dass die Caritas auch bei der Bezahlung von Hilfskräften in der Regel deutlich über dem Mindestlohn liegt. Direkte Folgen für die Caritas sind der Verlust des Wettbewerbsvorteils gegenüber Mitbewerbern und dass Transferleistungen zurückgehen und damit die Kosten auf den Arbeitgeber umgelegt werden. Der Caritas-Direktor zeigte sich besorgt, dass Jugendliche auf weniger gut bezahlte Ausbildungen verzichten zu Gunsten eines Aushilfsjob zum Mindestlohn. Offene Fragestellungen sind auch im Bereich der Bezahlung der Bereitschaftsdienste, der Werkstätten für Menschen mit besonderen Behinderungen und bei Praktika, die länger als 3 Monate dauern (z.B. Bundesfreiwilligendienst), zu finden. Dort muss der Staat unbedingt noch Lösungen finden.

Nach einer anschließenden regen Diskussion, in der verschiedenste Aspekte und auch viel Kritisches angesprochen wurde mit den weiteren Teilnehmern, stellten diese fest, dass die neu entstandene Bürokratie unbedingt mit mehr Flexibilität entzerrt werden muss. Die erfolgreichen Ergebnisse der Hartz-IV-Reformen werden zurückgedreht mit der Einführung des Mindestlohnes, da die Ziele im Konflikt zueinander stehen. Fehlanreize sind entstanden, die es zu beseitigen gilt. Insbesondere im Sektor Geringverdiener, dabei vor allem im ostdeutschen Raum, wurde den Menschen mit der Einführung des Mindestlohnes noch nicht geholfen.

Bei einem abschließenden kleinen Imbiss bestand Gelegenheit die Gespräche über die fundierten und faktenreichen Vorträge der Referenten zu intensivieren.


29. Juli 2015 │ Magdeburg

Europäische St.-Norbert-Stiftung – Stiftungsurkunde wurde feierlich durch den Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff überreicht – Rückblick


Der Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff übergibt Prof. Dr. Clemens Dölken O.Praem. als Vorstandsvorsitzenden der Stiftung die Urkunde der selbständigen Stiftung.

Die Europäische St.-Norbert-Stiftung Dialogforum Kirche - Wirtschaft - Gesellschaft mit Sitz in Magdeburg/Sachsen-Anhalt wurde am Dienstagabend mit der Überreichung der Stiftungsurkunde durch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-An­halt, Dr. Reiner Haseloff, aus einer bisher unselbständigen (fiduziarischen) Stif­tung zur selbständigen Stiftung umgewandelt.

In einer inhaltlich wegweisenden Ansprache betonte der Ministerpräsident, dass: „privatrechtliche Stiftungen erheblich dazu beitragen, unser Gemeinwesen zu bereichern und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu vergrößern.  Ausdrücklich würdigte der Ministerpräsident die von der Stiftung mit initiierte „Magdeburger Erklärung zum christlichen Unternehmertum“. „Diese Erklärung macht deutlich, Ethik und Wirtschaftlichkeit sind keine Widersprüche. Ein Unternehmen erfolgreich zu führen, Arbeitsplätze zu schaffen sowie langfristig zu sichern und mit begrenzten Ressourcen nachhaltig zu wirtschaften, erfüllt einen hohen ethischen Anspruch.“

Durch die Bezugnahme auf den Heiligen Norbert vergegenwärtige die Stiftung eine überragende europäische Persönlichkeit und machte deutlich: „Unser Rechtssystem, unsere staatliche Ordnung, die gesetzlich verankerten christlichen Feiertage sind nicht loszulösen von der christlich-humanistischen Überlieferung und Geschichte Europas.“

Satzungsmäßige Ziele der Stiftung sind u.a. die Themen Wirtschafts- und Sozial­ethik, die Unterstützung des Prämonstratenserordens in Magdeburg, dessen Gründer der Patron der Stiftung, der Heilige Norbert von Xanten und Magdeburg ist. Er war von 1126 - 1134 Erzbischof von Magdeburg und bis zum 30-jährigen Krieg im Klo­ster Unser Lieben Frauen begraben.

Der Unternehmergeist des Heiligen Norbert ist für die Stiftung insbesondere inspirie­rend, weil sie durch das Engagement bedeutender Familienunternehmer ins Leben gerufen worden ist, die sowohl im Westen wie im Osten Deutschlands mit ihren Fir­men engagiert sind.

Den launigen, kurzweiligen Festvortrag hielt mit großer Sachkunde Prof. Dr. Olaf Werner, früherer Inhaber des Lehrstuhls für Stif­tungsrecht an der Universität Jena und Direktor des Ernst-Abbe-Instituts für Stif­tungswesen zum Thema „Problemlösungsmodell Stiftung“.

Motivierende Grußworte aus der Sicht der Stifter und der Unternehmerschaft sprachen von Frau Christiane Underberg und Herr Norbert Rethmann.


Von links: Präsident des Landesverwaltungsamtes Thomas Pleye, Norbert Rethmann (Kuratorium und Stifter), Christiane Underberg (Kuratorium und Stifter), Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Prof. Dr. Clemens Dölken O.Praem. (Vorstand), Norbert Wenner (Vorstand und Stifter), Prof. Dr. Olaf Werner (Vorstand)

Rückfragen erbitten wir telefonisch unter: 0391 / 66 24 7 -12 oder -22.
Nähere Informationen zur Stiftung finden Sie auf der Website: www.norbert-stif­tung.de

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Clemens Dölken O.Praem.
Vorsitzender des Stiftungsvorstandes


30. Juni 2015 │ Sankt Augustin

Mit christlichen Werten ein Familienunternehmen führen

C. Underberg hält Gastvorlesung an der PTH

Sankt Augustin / Deutschland - Christiane Underberg, langjährige Geschäftsführerin der H. Underberg-Albrecht GmbH, hält Gastvorlesung an der PTH

"Es ist besser ein Licht auszusenden als die Finsternis der Welt zu beklagen". Unter diesem Motto stand die Gastvorlesung von Christiane Underberg, langjährige Geschäftsführerin der H. Underberg-Albrecht GmbH, an der PTH. Die Unternehmerin sprach vor Studierenden der Hochschule darüber, wie sich christliche Werte in eine Unternehmenskultur integrieren lassen. Underberg folgte einer Einladung von Pater Professor Dr. Clemens Dölken OPraem, Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Sozialwissenschaft und Vorsitzender des Vorstands der Europäischen St. Norbert-Stiftung – Dialogforum Kirche - Wirtschaft - Gesellschaft.

Das Unternehmen Underberg wurde vor 169 Jahren gegründet und befindet sich seitdem in Familienbesitz. Diese lange Tradition verpflichtet, betonte Christiane Underberg: "Familienunternehmer sind sich bewusst, dass sie in der Kette der Generationen stehen und nur Treuhänder für die Nachfolger sind. Deswegen handeln sie nachhaltiger als andere." Durch die Reihe der Generationen bekommt der Begriff Nachhaltigkeit etwas sehr Konkretes: "Nachhaltigkeit bedeutet nichts anderes als Enkelfähigkeit!"

Innerhalb des Unternehmens achtet Familie sehr darauf, dass christliche Werte wie Solidarität und Subsidiarität gelebt werden. Das gelte insbesondere für das Personalwesen, erläuterte Underberg: "Unser Unternehmen ist vom Audit "Beruf und Familie" zertifiziert, Vereinbarkeit ist für uns ein ganz wichtiges Ziel." Für Elternzeit oder Pflege suchen die Führungskräfte jeweils mit dem Mitarbeiter bzw. der Mitarbeiterin eine individuelle Lösung. "Das erfordert zunächst mehr Arbeit, aber es lohnt sich, weil es Zusammenhalt und Motivation stärkt."

Nach Meinung von Underberg gehören Spiritualität und Wissenschaft zusammen, gerade Theologiestudenten sollten das beherzigen. Den Studierenden rief sie zu: "Trauen Sie sich selbst etwas zu, senden Sie Ihr Licht in die Welt!"

 

Pressekontakt:

Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin
Ina Ullrich
Pressereferentin
Arnold-Janssen-Straße 30
53757 Sankt Augustin
Telefon: 02241 237 558
E-Mail: pr@pth-augustin.eu / www.pth-augustin.eu


16. Dezember 2013 │ Magdeburg

Aktueller Abend „Der Papst und der Kapitalismus“

Mit beeindruckender Resonanz fand am 16.12.2013 im Roncalli-Haus Magdeburg ein Aktueller Abend zum Thema „Der Papst und der Kapitalismus“ als eine gemeinsame Initiative der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg und der Europäischen St.-Norbert-Stiftung statt.


Pater Dr. Clemens Dölken O.Praem. und Dr. Reinhard Grütz

Referent war Pater Dr. Clemens Dölken O.Praem., welcher vom Akademiedirektor Dr. Reinhard Grütz begrüßt und als Wirtschafts- und Sozialethiker vorgestellt wurde. Pater Clemens erläuterte in seinem Vortrag die globalen Hintergründe und die inhaltliche Neuausrichtung der Haltung des Papstes Franziskus zum herrschenden Wirtschaftssystem mit einem konsequenten Verweis auf die Verbesserung der Situation der Armen im neuen apostolischen Rundschreiben „Evangelii Gaudium“. Der Referent knüpfte zunächst bei der Soziallehre Johannes Paul II. in der Enzyklika Centesimus Annus von 1992 an. Demnach ist der Sozialismus bzw. Kommunismus als Wirtschaftssystem politisch nicht vertretbar. Das bedeutet keinen Freibrief durch jede Spielart des Kapitalismus, vielmehr ist aus Sicht des Papstes nur ein Kapitalismus bzw. eine Marktwirtschaft mit einer Rahmenordnung, die zu sozialer Gerechtigkeit führt, vertretbar. Genau dies – so der Referent – sei aber auch die Voraussetzung der wirtschaftskritischen Äußerungen von Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium. Der Papst kritisiere nicht Wettbewerb und freies Unternehmertum, er lege vielmehr den Finger in die Wunde überall dort, wo ein ungeregelter Kapitalismus herrsche, der die herrschende Klasse und nicht die Mehrheit der Bevölkerung und der Armen begünstige. Der Papst kritisiert also Zustände eines real existierenden Kapitalismus und nicht Kapitalismus oder Wettbewerb an sich. Aus Sicht der christlichen Sozialwissenschaft, so Pater Clemens Dölken, muss eben unterschieden werden zwischen einem funktionierenden Wettbewerb, der zugunsten der Konsumenten, besonders auch der Armen wirkt und ungeregelten Marktkräften, die ohne vernünftige Rahmenordnung wirken.


Pater Dr. Clemens Dölken O.Praem. (Foto: Janusz Marszalek)

Papst Franziskus wirbt um eine unverzügliche Veränderung der strukturellen Ursachen der Armut, die nicht länger warten könne. Dazu verweist Papst Franziskus auch auf aktuelle Fehlfunktionen der Weltwirtschaft, deren Wurzel im mangelnden Eintreten von Politikern für eine geeignete Rahmenordnung statt im Vertrauen auf die Kräfte absolut autonom agierende Märkte sowie in den so ungleich verteilten Einkünften ausmacht. Pater Dr. Clemens Dölken O.Praem. wies darauf hin, dass diese Ungleichverteilung laut Papst Franziskus aber zugleich wiederum Ursachen wie Korruption hat, deren Beseitigung absolut notwendig ist. Zwar träfen viele Kritikpunkte des Papstes in Ländern mit einer weitgehend funktionierenden sozialen Marktwirtschaft wie in Deutschland erfreulicherweise nicht zu – aber in den meisten Ländern der Welt, besonders in Südamerika und Afrika, herrschten eher unerträgliche Zustände. Im Anschluss an den detailreichen Vortrag von Pater Dr. Clemens Dölken O.Praem. fand eine rege Diskussion unter engagierter Beteiligung der Zuhörer statt, die weitere vielschichtige Gesichtspunkte aufzeigt und zusätzliche Ansätze für zukünftige Diskurse bot.


Ein Prospekt mit den nächsten Seminaren ist in Vorbereitung und wird auf Anfrage nach Erscheinen zugesandt: kontakt@norbert-stiftung.de.